Bisky auf Bözow
Im Winter 2014/2015 hat Bisky sein Berliner Atelier mit dem israelischen Maler Erez Israeli in Tel Aviv getauscht. Entstanden sind in dieser Zeit Arbeiten, die sich mit dem Urbanen, dem Gefühl der Undurchdringlichkeit unserer realen und virtuellen Lebensräume beschäftigen. Die Arbeiten sind eigens für das Atelierhaus auf Bötzow geschaffen.
Als Norbert Bisky vor zwei Jahren seinen in Brasilien entstandenen Bilderzyklus Paraisópolis in Berlin zeigte, zogen mich diese Aquarelle auf Anhieb so sehr in den Bann, dass ich sofort drei erwarb. Rio und São Paulo kenne ich selbst sehr gut. Mehrmals im Jahr bin ich dort. Das Lebensgefühl, das diese beiden Megastädte verströmen, die bunte Oberfläche unter der sich so viele Abgründe auftun und die immer wieder inspiriert - genau das finde ich in Norbert Biskys Arbeiten wieder. Gleichzeitig sind diese Arbeiten so kraftvoll, dass sie nicht einfach Realität abbilden wollen - im Gegenteil, es ist Malerei um des Malens willen.
So entstand die Idee, eine Auswahl von Norbert Biskys Arbeiten auf Bötzow auszustellen. Das Atelierhaus ist ideal für einen Künstler, der sowohl sehr klein- als auch sehr großformatig malt. Vorgaben: keine. Natürlich nicht! Allein die Größe der Wände war das Limit. Als Norbert Bisky dann beschloss, im Winter 2014/15 sein Berliner Atelier mit dem israelischen Maler Erez Israeli in Tel Aviv zu tauschen, machte das die Sache perfekt.
Balagan nennt der Künstler diese Ausstellung. Inhaltlich und konzeptionell schließt sie an die Paraisópolis-Arbeiten an. Der aus dem persischen stammende Begriff „Balagan", so erklärt Norbert Bisky, bedeutet Unordnung, Wirrwarr, Chaos und sei in Israel ein sehr gebräuchliches Wort zur Beschreibung verschiedenster Alltagssituationen wie Party, Lebensfreude und Ausgelassenheit, das an jeder Ecke zu hören ist. Bezogen auf die hier gezeigten Arbeiten wird „Balagan" zur Metapher für das Urbane schlechthin, das Gefühl der Undurchdringlichkeit unserer realen und virtuellen Lebenswelten. Es ist die positive, die faszinierende und doch riskant abgründige Sicht auf die globalen Sphären, in denen wir uns bewegen, und die politischen Umstände, denen sich keiner wirklich entziehen kann.
Ich danke Norbert Bisky, dass er sich auf dieses Abenteuer eingelassen hat. Galerie Crone hat die Verwirklichung dieser Ausstellung tatkräftig unterstützt und dafür gesorgt, dass die noch feuchten Bilder aus Tel Aviv heil nach Berlin gekommen sind. Dem Kurator Ory Dessau ein herzliches Dankeschön für seine klugen Texte.
Hans Georg Näder